Seit
ca. 1 1/2 Jahren lebe ich nun meine Linkshändigkeit ganz aus und seit dem lässt mich das Thema einfach nicht los. Es gibt
immer mal wieder Phasen, in denen ich viel Anderes zu tun habe und
abgelenkt bin. Das tut mir meist sehr gut, denn die Gedanken zu
Linkshändigkeit drehen sich ja häufig nur im Kreis. Doch dann komme
ich auch wieder zurück zu den Phasen, in denen ich an nichts Anderes
denken kann.
Meistens beschäftigen mich die Gedanken und die Gefühle, die sich darum drehen in
der eigenen Linkshändigkeit, im eigenen Sosein anzukommen. Es ist für mich manchmal, als würde mir ein Stück
Vergangenheit fehlen, dass ich wiedererlangen muss, um ganz zu
werden. Es ist meine linkshändige Vergangenheit. Die habe ich
zweifelsohne nur muss ich mir ihrer noch Stück für Stück bewusst
werden. Das gelingt mir jeden Tag ein Stück mehr. Das tut gut, denn
dadurch fühlt es sich nicht so an, als wäre meine Linkshändigkeit
eine neue Entdeckung von mir. Nein, im Gegenteil, ich bin schon immer
Linkshänderin und habe auch deutliche Erinnerungen daran. Ein wenig
an meine Umschulung durch Mutter und Umfeld. Mehr jedoch an die
vielen Dinge, die sich mir quer stellten. Zum Beispiel meine
Melodica, die ich als Fünf- oder Sechsjährige bekam. Ein äußerst
rechtshändiges Tasteninstrument. Nicht nur, dass ich versucht habe,
sie mit links zu spielen, was mir trotz der dann etwas sperrigen
Tastenmechanik recht gut gelang. Ich versuchte sogar, sie komplett
auf Linkshandbetrieb umzubauen. Das funktionierte leider nicht. Mein
Akkordeon, dass ich dann mit acht bekam ließ sich dann wunderbar auf
den Kopf stellen. Leider waren dann sämtliche Tasten in der falschen
Reihenfolge angeordnet...
Damals
wunderte ich mich nur, warum ich immer auf solche Ideen kam und warum
sich mir immer wieder Dinge als unpraktisch herausstellten, oder ich
so vieles grundsätzlich andersherum machte, als die Anderen. Heut
ist mir bewusst warum.
Und
diese Erinnerungen sind heilsam. Sie machen mir meine Vergangenheit
als Linkshänderin bewusst. Sie führen mich zurück zu meiner
linkshändigen Identität.
Hallo Vampirette,
AntwortenLöschenwas ich auch frappierend finde, ist, dass ich anfangs, als ich meiner Linkshändigkeit auf die Spur kam, noch dachte, naja, gut, es gibt ein paar Dinge, die ich mit links mache, aber wohl nicht so viele, meine Umschulung fand sehr früh und ziemlich komplett statt. Im Laufe der Rückschulung merkte ich dann, Mensch, das und das und das machst Du ja auch schon immer mit links bzw. eher mit links als mit rechts. Gerade so sehr frühe Umschulungen (ab der Krippe usw.), aber letztlich alle Umschulungen an sich - wann und wie auch immer, können offenbar die Selbstwahrnehmung zu eigenen Handeinsetzung ziemlich stören. Das "Schein-"Bewusstsein, rechtshändig zu zu sein, überdeckt alles andere fast perfekt - und je früher es/die Umschulung einsetzte, vielleicht um so stärker, danke für Deine inspirierenden Gedanken dazu. lG scorpion von goleft...